Artemisia annua – Heilpflanze mit Geschichte

Artemisia annua, auch Einjähriger Beifuß genannt, ist eine Heilpflanze aus China. Sie wird seit über 2.000 Jahren in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwendet, zum Beispiel bei Fieber und Entzündungen. Heute interessiert sich die Forschung auch für andere mögliche Wirkungen – von Virusinfektionen über Stoffwechsel und Blutgefäße bis hin zu Krebs.

📌 Steckbrief – Artemisia annua

MerkmalErklärung
NameArtemisia annua (Einjähriger Beifuß, Qing Hao)
TraditionÜber 2.000 Jahre in der TCM bei Fieber, Hitze, Entzündungen
Moderne EntdeckungArtemisinin 1972 isoliert → Malaria-Medikament, Nobelpreis 2015
HauptwirkstoffeArtemisinin, Flavonoide, ätherische Öle
Potenzielle WirkungenAntiviral, antibakteriell (Labor), entzündungshemmend, blutzuckersenkend, gefäßschützend, antitumoral
Besonders untersucht beiMalaria, Virusinfektionen, Autoimmunerkrankungen, Diabetes, Blutgefäße, Krebs inkl. Darmkrebs
Dosierung (traditionell)3–9 g getrocknete Blätter pro Tag als Tee
Fermentierte FormBessere Aufnahme, mildere Wirkung, stabilere Wirkstoffe
SicherheitNebenwirkungen möglich, ärztliche Begleitung empfohlen
StatusGesichert nur bei Malaria, andere Bereiche in Forschung

Geschichte und Entdeckung

Artemisia annua, auch Einjähriger Beifuß genannt, wird in China bereits seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. bei Fieber und verschiedenen Beschwerden verwendet. Die Pflanze ist damit ein fester Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin.

Ein entscheidender Durchbruch gelang 1972 der chinesischen Pharmazeutin und Forscherin Tu Youyou, die aus den Blättern von Artemisia annua den Wirkstoff Artemisinin isolierte. Dieser Wirkstoff erwies sich als äußerst wirksam gegen Malaria und leitete eine völlig neue Ära in der Malaria-Behandlung ein. Für ihre bahnbrechenden Forschungen wurde Tu Youyou 2015 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet – eine historische Anerkennung für die Verbindung von traditionellem Wissen und moderner Wissenschaft.


Traditionelle Anwendung

In der TCM gilt Artemisia annua als kühlend und entgiftend. Sie unterstützt Leber und Galle und hilft bei Hautproblemen oder Entzündungen im Körper. Meist werden getrocknete Blätter als Tee oder Abkochung verwendet.


Wirkung in Studien

Entzündungen und Autoimmunerkrankungen

Artemisia annua kann bestimmte „Schalter“ im Abwehrsystem bremsen, die Entzündungen im Körper auslösen. Forscher untersuchen, ob die Pflanze bei Krankheiten wie Rheuma, Lupus, Psoriasis oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen hilfreich ist. Ziel ist, das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ohne die Abwehrkraft zu schwächen.

Diabetes und Zuckerstoffwechsel

In Tierversuchen zeigte Artemisia annua, dass der Körper besser auf Insulin reagieren kann. Bestimmte Signalwege, die den Zuckerstoffwechsel steuern, werden dabei aktiviert. Das könnte helfen, den Stoffwechsel zu unterstützen und neue Wege für Prädiabetes oder das sogenannte metabolische Syndrom zu finden.

Blutgefäße und Plaque

Die Pflanze kann die Blutgefäße schützen und Ablagerungen (Plaque) reduzieren, die die Gefäße verengen. Damit kann sie dazu beitragen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen und Entzündungen in den Gefäßen zu verringern.

Krebs (einschließlich Darmkrebs)

Artemisia kann Krebszellen zerstören, indem sie sie zur Selbstzerstörung bringt. Studien prüfen, ob sie zusammen mit Chemotherapie wirksamer sein kann. In ersten Studien wurde Artesunat, ein Wirkstoff aus Artemisia, zusammen mit Standard-Chemotherapie getestet. Wichtiger Hinweis: Die Pflanze ersetzt keine normale Krebsbehandlung, sie kann nur ergänzend wirken.

Wirksamkeit gegen Mikroorganismen wie Viren (z. B. COVID-19) und Bakterien (z. B. E. coli)

Laboruntersuchungen deuten darauf hin, dass Artemisia annua vielseitige Eigenschaften besitzt: So konnten Extrakte der Pflanze das Coronavirus SARS-CoV-2, verantwortlich für COVID-19, hemmen. Gleichzeitig zeigen Studien, dass sie auch das Wachstum von Bakterien wie E. coli bremsen können. Diese Ergebnisse unterstreichen das spannende Potenzial der Pflanze im Bereich von Mikroorganismen, auch wenn sie bisher vor allem aus der Malariaforschung bekannt ist..


Dosierung und Anwendung

Traditionell werden 3–9 g getrocknete Blätter pro Tag als Tee oder Abkochung verwendet. Medikamente wie Artesunat oder Artemether dürfen nur ärztlich dosiert werden. Für andere Erkrankungen gibt es keine offiziellen Dosierungen.

Sichere Dosierung:

  • als Tee: 1 bis 2 Teel. getrocknete Blätter auf 250 mk Wasser 1 bis 2 mal täglich
  • als Pulver: 1 bis 2 Gramm pro Tag aufgeteilt auf 2 bis 3 Dosen

Fermentierte Formen – Vorteile

Fermentierte Artemisia-Produkte werden von Mikroorganismen „vorverdaut“. Dadurch kann der Körper die Wirkstoffe besser aufnehmen. Außerdem schmecken sie milder, sind oft besser verträglich und die Wirkstoffe bleiben stabiler.


Sicherheit

Artemisia annua ist in traditionellen Dosen meist gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden oder selten Veränderungen der Leberwerte. Sie kann mit Medikamenten wie Blutverdünnern oder Chemotherapie interagieren. Schwangere und stillende Frauen sollten die Pflanze nur nach ärztlicher Absprache verwenden.

💡 Wirkung von Artemisia annua auf einen Blick

  • Malaria: Bewiesen wirksam – Standardtherapie mit Artemisinin-Derivaten.
  • Virusinfektionen (z. B. COVID-19): Hemmt Viren im Labor, beim Menschen noch nicht nachgewiesen.
  • Bakterien (z. B. E. coli): Hemmt Bakterien im Labor, keine zugelassene Therapie beim Menschen.
  • Entzündungen & Autoimmunerkrankungen: Kann das Immunsystem beruhigen; wird bei Rheuma, Lupus, Psoriasis und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erforscht.
  • Diabetes & Blutzucker: Kann die Insulinwirkung verbessern und den Zuckerstoffwechsel unterstützen (basierend auf Tierversuchen).
  • Blutgefäße & Plaque: Schützt Gefäße, reduziert Ablagerungen und Entzündungen (Labor- und Tierstudien).
  • Krebs (inkl. Darmkrebs): Kann Krebszellen schädigen; in Studien als Ergänzung zu Chemotherapie getestet – ersetzt keine Standardtherapie.
  • Fermentierte Formen: Bessere Aufnahme, mildere Wirkung, stabilere Wirkstoffe.

Warum Artemisia annua kein Nahrungsergänzungsmittel ist

„Artemisia annua ist in Deutschland nicht als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich: Zum einen ist der enthaltene Wirkstoff Artemisinin medizinisch sehr wirksam, zum anderen fällt die Pflanze unter die EU‑Novel-Food-Verordnung, die es seit 1997 gibt und die für neue Lebensmittel eine Zulassung vorschreibt.“

Auf Deutsch: Diese extrem wirkungsvolle Pflanze ist seit über 2.000 Jahren im Einsatz – und plötzlich sagt die EU: „Neues Lebensmittel!“ Ohne große Tests wird sie vom Markt genommen. Manchmal fragt man sich echt: Wer denkt hier eigentlich noch mit? Also denke selbst und nimm die Gesundheit in deine Verantwortung!


Titelbild: von Jeffrey Robb auf Pixabay